Seit 26 Jahren Kindertagespflege: Christel Roth


So sieht ein typischer Tagesablauf in meine Tagespflegestelle aus:

  • Die Kinder kommen zwischen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr, jeder wird herzlich begrüßt und ich frage die Mütter und Väter nach dem Befinden der Kinder (zum Beispiel: „Wie war die Nacht, gab es besondere Vorkommnisse?“). Bis alle da sind, decken wir den Frühstückstisch, die Kinder gehen schon mal ins Spielzimmer, wenn alle da sind wird gefrühstückt. Beim Frühstück wird gut gegessen, erzählt und überlegt was wir je nach Wetterlage unternehmen können. Die Kinder werden gerne mit dem Krippenwagen durch das Dorf gefahren, wo verschiedene Stationen (Bauernhöfe, Pferde- und Kuhweiden, Baustellen) besucht werden. Danach spielen und toben wir auf unserem eigenen Spielplatz mit Sandkasten, Rutsche, Schaukel und viel Natur. Gewickelt werden die Kinder nach Bedarf, keiner soll mit einer vollen Windel herumlaufen. Um 11.30 Uhr essen wir zu Mittag, das Essen bereite ich jeden Tag frisch zu. Ab 12.30 Uhr bis 14.30 Uhr ist Mittagsruhe. Die Kinder schlafen in zwei Zimmern in der oberen Etage. Nach der Mittagsruhe wird noch gespielt, es gibt noch einen Snack, je nach Wetterlage gehen wir auch bis zur Abholzeit nochmal raus.

Meine Schwerpunkte/Besonderheiten in der Betreuung: 

  • Den Kindern Gemeinschaftssinn, Rücksichtnahme und die Liebe zur Natur zu vermitteln. Unsere beiden Hunde Rocki und Barbie stärken das Sozialverhalten unter den Kindern und gegenüber Tieren sehr.

Mein schönstes Erlebnis als Tagesmutter:  

  • Es gibt jeden Tag schöne Erlebnisse. Die Entwicklung der Kinder vom Krabbelkind, das noch nicht sprechen kann, bis zu einem kleinen Menschlein, der in den zwei Jahren alles gelernt hat. Erwachsene ehemalige Tageskinder, die sich noch an unsere Zeit erinnern, langjährige Freundschaften, die entstanden sind.

Ich liebe meine Tätigkeit als Tagesmutter weil:

  • Es kein Beruf, sondern eine Berufung für mich ist. Jeder Tag ist abwechslungsreich, man hat eine besondere Beziehung zu den Kindern und darf sie ein Stück ihres Weges begleiten.

Meine Herausforderungen und Stolpersteine als Tagesmutter:

  • Die Herausforderung ist die sehr große Verantwortung. Ich bin jeden Tag dankbar, wenn ich die Kinder gesund und munter den Eltern wieder übergeben kann. Stolpersteine legen mir Eltern in den Weg, die sich nicht an festgelegte Zeiten halten, keinen Gemeinschaftssinn haben, und mit ihrem Verhalten keine gute Basis für ein gutes Betreuungsverhältnis ermöglichen.

Fragebogen

Warum sind Sie Tagesmutter geworden? 

  • Weil ich Kinder gerne habe.

Würden Sie es wieder machen? Warum?  

  • Ja. 26 Jahre sprechen für sich

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an Kindertagespflege? 

  • Individuelle Betreuung in einer kleinen Gruppe.

Was ist aus Ihrer Sicht der Vorteil der Kindertagespflege für die Kinder/Eltern?

  • Kleine Gruppe, guten Kontakt zu den Eltern und individuelle Betreuung

Viele Eltern entscheiden sich gegen eine Tagesmutter, weil ihnen das Korrektiv fehlt. In einer Kita sind ja immer mehrere Erzieher*innen da, die im besten Fall mitbekommen, wenn eine Kollegin mal überfordert ist. Das ist bei einer Tagesmutter anders. Können Sie die Bedenken der Eltern nachvollziehen? Und was entgegnen Sie ihnen?

  • Ich kann die Eltern verstehen, man muss sich das Vertrauen der Eltern erst erarbeiten. Ich lasse Mütter und Väter von neuen Tageskindern immer wieder bei uns reinschnuppern.

Wie werden Eltern auf Sie aufmerksam? 

  • Zum größten Teil über Mund-zu-Mund-Propaganda, ab und zu übers Internet.

Welche Tipps können Sie Eltern an die Hand geben, wenn diese nach einer geeigneten Kindertagespflegeperson suchen?

  • Möglichst frühzeitig mit der Suche beginnen. Sich die Zeit nehmen, gerne auch mehrere Tagespflegestellen zu besuchen, und sich selbst ein Bild machen, ob das Angebot der Tagespflegestelle zu dem passt, was ich für mich und mein Kind möchte. 

Wie erkennen Eltern, ob eine Tagesmutter „gut“ ist? Und was sind NoGos, die Eltern auffallen sollten?

  • Ich kenne keine, die ein NoGo wäre.

Wie läuft bei Ihnen in der Regel eine Eingewöhnung?

  • Vor der eigentlichen Eingewöhnung lasse ich die Mütter oder Väter mit den Kindern immer wieder mal bei uns reinschnuppern. Sie erleben dann, wie es bei uns abläuft und werden so mit der Kindertagespflege schneller vertraut. In den letzten vier Wochen steigern wir von Woche zu Woche die Stundenzahl. Meistens bleibt das Kind schon gleich alleine da.

Wie erleben Sie die Eltern bei der Eingewöhnung?

  • Bei Eltern, die mich noch nicht kennen, ist viel Unsicherheit zu erkennen. Manche wollen ihr Kind noch nicht abgeben, müssen aber arbeiten. Deshalb wollen sie ihr Kind gut behütet wissen. Manche Eltern klammern.Eltern, die mich kennen, oder auf Empfehlung kommen, sind viel entspannter.

Wie unterstützen Sie die Kinder/die Eltern bei der Eingewöhnung?

  • Durch Offenheit, Zeit bei der Eingewöhnung und gute Zusammenarbeit.

Was ist wichtig für das Gelingen einer Eingewöhnung?

  • Wichtig für die Eingewöhnung ist, dass das Kind merkt: Ich bin nicht allein und die Mama und der Papa hohlen mich wieder ab. Ein guter Draht zu den Eltern.

Wie gestalten Sie die Übergänge zum Kindergarten?

  • Wir reden immer mal über den Kindergarten und haben auch Kinderbücher zu diesem Thema. Normalerweise machen wir zum Abschied ein Kaffeetrinken mit Kindern und Eltern.Die Kinder bekommen zur Erinnerung ein Fotobuch über die Zeit bei uns.

Was hat sich durch Corona an ihrer Tätigkeit geändert? / Wie läuft die KTP auch unter Pandemiebedingungen weiter?

  • Bei mir werden alle vier Kinder ganz normal betreut, die Eltern arbeiten.Es ist zurzeit immer eine etwas angespannte Situation – Unsicherheit – Angst vor Ansteckung. Viele Fragen, die nicht beantwortet werden. Kurse werden abgesagt. Man weiß nicht so ganz, wie es weitergeht. Trotz allem macht mir die Arbeit mit den Kindern jeden Tag aufs Neue Freude. Es ist schön, wenn sie morgens mit strahlenden Augen zur Tür hereinkommen neugierig auf den neuen Tag bei uns sind.

Steckbrief

  • Name: Christel Roth   
  • Alter: 56
  • familiäre Situation: Zu meiner Familie gehören mein Mann, meine erwachsene Tochter, meine Mutter und unsere Hunde Rocki und Barbie.
  • Ort der Betreuung: Lauterbach Maar
  • Die Kinder werden in unserem Einfamilienhaus betreut. Im Erdgeschoss befinden sich eine Wohnküche, die an das geräumige Spielzimmer grenzt. Der große Flur mit Kachelofen, Sofa und großem Fenster ist für die Kinder ein beliebter Ort zum Spielen und verweilen. Im Obergeschoss können die Kinder in zwei Räumen ihre Mittagsruhe halten. Im Außengelände befindet sich ein Spielplatz mit Rutsche, Schaukel, und Sandkasten. Unsere Hühner und Laufenten werden gerne von den Kindern besucht und gefüttert.
  • Anzahl der Kinder: Zurzeit 4 ab Juni 5
  • Altersspektrum der Tagespflegekinder:  12 bis 36 Monate
  • Betreuungstage und -zeiten: Montag bis Freitag 7.30 -16.00 Uhr und nach Absprache
  • Tagesmutter seit: 26 Jahren
  • Anzahl der Kinder, die seitdem in meiner Tagespflegestelle betreut wurden:75 Kinder