Vom Vorteil der Vielfalt für Unternehmen in der Region


Alsfeld (pm). Im Vogelsberg gibt es viele jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die mit einem Schulabschluss in der Tasche auf den Ausbildungsmarkt schauen und sich in Wirtschaft und Handwerk bewerben. Doch was bedeutet kulturelle Vielfalt für die Ausbilderinnen und Ausbilder in kleinen und mittleren Unternehmen? Wie kann man Konflikte vermeiden und Potenziale für eine gute Berufsausbildung ausschöpfen? Was ist nötig, um interkulturelle Kompentenzen sowohl bei Ausbildenden als auch bei Mitarbeitenden in Firmen zu stärken? Diesen Fragen ging vor wenigen Tagen ein Vortag von Mareike Leypold von der Ausbilder-Akademie im Eudorfer Schäferhof nach. Dazu eingeladen hatte die Vogelsberg Consult GmbH. Geschäftsführer Thomas Schaumberg begrüßte knapp 20 interessierte Personalverantwortliche aus der heimischen Wirtschaft, bettete das Tagesthema in die regionale Strategie zur Fachkräftesicherung ein und eröffnete einen Vormittag voller interessanter Informationen, interaktiver Sequenzen und ganz viel Erfahrungsaustausch. Schaumberg erläuterte den Hintergrund der Veranstaltung. Die Gewinnung junger Menschen für freie Ausbildungsplätze habe sich als eine der großen Herausforderungen der Zeit herausgestellt – im ländlichen Raum mit deutlich mehr Vehemenz als in Ballungszentren, führte Schaumberg aus. Die Gesellschaft für Regionalentwicklung und Wirtschaftsförderung Vogelsberg Consult GmbH habe sich der Aufgabe gestellt, die Fachkräftesicherung der heimischen Wirtschaft zu unterstützen. Derzeit geschehe dies im Rahmen des „JOBSTARTER plus-Projektes Deine Ausbildung, unsere Region Vogelsberg“, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfonds gefördert wird. „Wenn Kulturen aufeinandertreffen, wird’s spannend!“ – Das stimmt, und warum das so ist, erfuhren die Teilnehmenden bei einer ersten Definition von Kultur. Bald wurde deutlich, welche Grundannahmen in verschiedenen Kulturen zu welchem Verhalten führen – und das nicht nur an der Spitze des Eisbergs, an der offene Unterschiede in Kleidung, Sprache und Essgewohnheiten sichtbar werden, sondern auch in dem, was man nicht auf den ersten Blick sieht: Konfliktbewältungskonzepte, Mimik, Arbeitseinstellung, Bedeutung und Umgang mit Freundschaft, Verhältnis zu Hierarchien und viele Aspekte mehr waren es, die die Referentin ins Feld führte. Kulturell verankerte Grundannahmen gelten den jeweiligen Menschen als selbstverständlich – gegenseitiges Kennen und Respektieren verschiedener Haltungen ist daher eine der Königsdisziplinen im interkulturellen Kontakt. Mit einem humorvollen Blick auf verschiedene Klischees verdeutlichte Leypold, wie sich unterschiedliche kulturelle Verhaltensweisen auswirken und vom Gegenüber aufgenommen werden. Die langjährige Trainerin und Unternehmensberaterin ging auch auf direkte Auswirkungen auf das Arbeitsleben ein: Menschen, die in streng hierarschischen Systemen aufgewachsen sind, verhalten sich anders als Menschen, die ein mehrheitlich gleichberechtigtes System kennen; Menschen, die in einer mehr auf Gemeinschaft bedachten Gesellschaft sozialisiert sind, reagieren anders als Menschen, deren Credo zunächst nur der Einzelne ist. So waren es viele Aspekte, die Leypold den Besucherinnen und Besuchern des Workshops mit auf den Weg gab, darunter natürlich auch viele Anregungen, wie man interkulturelle Kompetenzen in sein Unternehmen bringen kann: Besonders teambildende Maßnahmen wie gemeinsames Kochen führte die Expertin an, aber auch gezielte Vorträge und interkulturelle Trainings, die dazu führen könen, Vorurteile und Stereotypen zu überwinden. Dass ein Unternehmen von der Vielfalt der Kulturen heute nur profitieren kann, das ist den meisten Menschen klar: Verschiedene Menschen bringen verschiedene Kompetenzen ein, frische Ideen, neue Lösungsansätze. Und: Wer sich dafür öffnet, weitet auch den Kreis möglicher Bewerberinnen und Bewerber aus.